Die Pudlmutter
In der letzten Rauhnacht, am 5.Jänner, hat die Pudlmutter im Kampf gegen die Dunkelheit ihren großen Auftritt. Die Pudlmutter beginnt, wenn es dunkel wird, am 5.Jänner, muss aber spätestens um 24 Uhr wieder zuhause sein. Die Pudlmutter darf nicht in den Tag der Heiligen Drei Könige rutschen. Das ist eine strenge Regel in den Gebräuchen der Oststeiermark.
Die Pudlmutter trägt ein bodenlanges Kleid, darüber eine schwarze Schürze und ein dunkles Kopftuch, das die Konturen des Kopfes und des Gesichts verschwinden lässt. Seit der Vor- und Nachkriegszeit geht sie in der letzten Rauhnacht von Haus zu Haus. Nach Erzählungen ist die Pudlmutter keine finstere Gestalt. Im Gegenteil. Trotz ihrer dunklen Erscheinung fürchtet sich niemand vor ihr. In den wenigen Stunden Zeit, die ihr in dieser letzten Rauhnacht zur Verfügung stehen, beschert sie möglichst viele Häuser mit ihren Gaben, bringt Glück und Segen für das nächste Jahr indem sie dreimal mit ihrem Besen an die Haustür klopft. Äpfel, Nüsse und selbstgebackene Kekse wirft sie vom Schürzenzipfel ins Haus. Das Werfen in die Stube nennt man auch „hinpudeln“ (hineinrieseln). Bei uns ist dieser Brauch schon in Vergessenheit geraten.